Sucht erkennen – diese Merkmale gibt es
In unserem Topfit.Blog möchten wir dich nicht nur über Gesundheitsthemen wie eine ausgewogene Ernährung oder Stressmanagement informieren, sondern dich auch für das Thema Prävention sensibilisieren. Denn ein sehr wichtiger Bestandteil davon ist etwas, das jeden von uns betreffen kann: Sucht.
Es gibt viele unterschiedliche Süchte. Zu den bekanntesten Suchtmitteln zählen Alkohol, Tabak (beides „legale Drogen“), Medikamente, illegale Drogen und Glücksspiel. Aber was genau macht eine Sucht eigentlich aus und wie kann man bei Menschen in seinem Umfeld Anzeichen einer Sucht erkennen?
Was ist überhaupt eine Sucht?
Als Sucht bezeichnet man das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen wie Angst, Nervosität oder Schmerz vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen, etwa Anregung oder Lockerung bis hin zu starkem Rausch.
Eine Sucht kann körperlicher Natur sein – der Körper reagiert mit einer Anpassung des Stoffwechsels auf die ständige Zufuhr des Suchtmittels. Es werden zunehmend größere Mengen „vertragen“ und die Dosis muss erhöht werden, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Das wird Toleranzerhöhung genannt. Bleibt das Suchtmittel aus, kommt es zu unangenehmen bis schmerzhaften und manchmal sogar lebensgefährlichen Entzugserscheinungen, die bei erneuter Einnahme des Suchtmittels (und erst dann) rasch wieder abklingen.
Fast immer geht mit der körperlichen auch eine psychische Abhängigkeit einher. Bleibt nämlich der Konsum und somit die gewünschte Wirkung aus, gerät die abhängige Person unter Spannung, wird unruhig, getrieben und reizbar oder ängstlich und nervös. Der „Suchtdruck“, also der Drang, die Wirkung des Suchtmittels zu erleben, wird übermächtig. Oft ist er so stark, dass die Substanzen konsumiert oder Verhaltensweisen beibehalten werden, obwohl damit negative Konsequenzen für die betroffene Person und andere verbunden sind.
Es gibt natürlich auch Süchte, die nicht an einen Stoff gekoppelt sind. Dazu zählt beispielsweise das pathologische Glücksspielen. Die psychische Abhängigkeit ist jedoch die gleiche wie bei körperlichen Suchtmitteln. Negative Konsequenz ist, neben sozialer Entfremdung und Einsamkeit, der finanzielle Ruin. Alle Süchte haben eines gemeinsam: Sie bestimmen Stück für Stück immer mehr den Alltag der süchtigen Person. Diese schafft es in der Regel nicht ohne fremde Hilfe, ihre Abhängigkeit zu besiegen.
Warum ist es so schwer, Sucht zu erkennen?
Die meisten Betroffenen entwickeln regelrecht Strategien, um die Sucht vor ihrer Umwelt geheim zu halten – aus Angst vor Arbeitsplatzverlust oder Trennung von der Familie. Es gibt jedoch Anzeichen, anhand derer man eine Sucht erkennen kann:
Die betroffene Person …
- … versäumt wichtige Termine und ist oft irgendwie unterwegs.
- … fehlt vermehrt unentschuldigt am Arbeitsplatz.
- … hat aktive Phasen mit nachfolgendem deutlichem Leistungsabfall.
- … ist im Alltag fahrig, unkonzentriert oder nervös.
- … ist ohne nachvollziehbaren Anlass aggressiv oder reagiert mit Aggression auf Kritik.
- … weist ein ungepflegtes Erscheinungsbild auf, z. B. nachlässige Kleidung oder mangelnde Körperpflege, oder genau das Gegenteil: Sie ist übermäßig geschminkt und betont das Äußere.
- … vernachlässigt Interessen oder Hobbys.
- … reduziert soziale Kontakte ohne ersichtlichen Grund.
Ganz wichtig: Beobachtet man diese Anzeichen bei einer anderen Person, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie unter einer Sucht leidet. Es handelt sich bei diesen Punkten lediglich um Anzeichen.
Tipp
Ein Vergleich hilft: Wie waren Arbeitsleistung und Sozialverhalten der Person noch vor zwei Jahren und wie ist das Verhalten im Vergleich dazu heute? Hat sie sich stark verändert? Wenn sie früher viele Hobbys hatte, einen großen Freundeskreis und ein gutes Verhältnis zu den Kollegen: Geht sie noch Hobbys nach? Trifft sie sich noch mit Freunden, unterhält sich mit Arbeitskollegen oder zieht sie sich stark zurück?
Ich habe den Verdacht, dass jemand in meinem Umfeld süchtig ist. Was soll ich jetzt tun?
Oft trauen sich die Menschen nicht, die entsprechende Person mit dem Verdacht zu konfrontieren, aus Sorge, es könnte als beleidigend oder denunzierend aufgefasst werden. Das darf aber nicht als Schutzbehauptung dienen und jedes sinnvolle Handeln unterbinden. Trockene Alkoholiker berichten oft, wie wichtig die Gespräche am Arbeitsplatz für sie waren. Leider, so ihre Erfahrungen, erfolgten Rückmeldungen über ihre augenfälligen Veränderungen häufig erst sehr spät. Deshalb sollte man nie zögern und die Person persönlich ansprechen – vielleicht sind ihre Veränderungen anderen Problemen geschuldet, und sie ist froh, dass sich jemand um sie sorgt und sie mit jemandem reden kann. Wenn man sich entscheidet eine Person auf ihr Verhalten anzusprechen, dann sollte man seine Beobachtungen anstelle der eigenen Interpretationen des Verhaltens schildern: „Du warst die letzte Woche jeden Tag zu spät beim Meeting. Ich habe den Eindruck, dass du aktuell eine schwierige Zeit hast, und mache mir ein wenig Sorgen“ statt direkt „Bist du süchtig?“.
Falls es sich um einen Kollegen handelt und man anonym bleiben möchte, kann man seinen Verdacht dem Vorgesetzten mitteilen. Anschließend ist es dessen Aufgabe, den Kollegen anzusprechen. Sollte sich die Vermutung als falsch herausstellen, wird nicht bekannt, wer den Verdacht geäußert hat.
Generell gilt: Lieber einmal zu viel nachfragen als einmal zu wenig. Sollte sich der eigene Verdacht bestätigen, ist es wichtig zu wissen, dass es ein umfangreiches Hilfsangebot für suchtgefährdete und süchtige Menschen gibt. Betroffene können zu Beratungsstellen gehen oder anonyme telefonische Beratungsangebote nutzen.
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