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Bewegung im Pflegealltag – so bleibst du fit!

06.09.2021 | 7 Minute(n) Lesezeit

Bewegung ist ein wichtiger Bestandteil der Prävention von arbeitsbedingten körperlichen Problemen. Die heutige Arbeitswelt ist von vielfältigen Berufsbildern geprägt und dementsprechend sind die Arbeitsbelastungen verschieden. Dennoch lassen sich fast immer drei Hauptursachen für arbeitsbedingte körperliche Probleme beobachten – der Pflegeberuf vereint alle drei dieser Ursachen.
Die drei Ursachen für körperliche Probleme
Zu den drei Hauptursachen gehören mangelnde und einseitige Bewegung, zu schwache Muskulatur sowie falsche und unergonomische Bewegung. Auf Dauer können sie auch im Pflegealltag verantwortlich für physische Probleme sein.
1. Mangelnde und einseitige Bewegung
Da der Körper für Bewegung gemacht ist, führen zu langes Sitzen bei Aktenarbeit in der Stationsverwaltung oder häufiges Stehen am Patientenbett zwangsläufig zu Problemen, wenn du nicht genügend Bewegung in deinen Arbeitsalltag oder deine Freizeit integrierst.
2. Zu schwache Muskulatur
Häufiges Heben von schweren Gegenständen oder Pflegebedürftigen kann für einen untrainierten Körper ein Problem darstellen, da er nicht die notwendigen Ressourcen besitzt, um diese Belastungen zu meistern.
3. Falsche und unergonomische Bewegung
Vor allem bei körperlich fordernden Berufen führt das Heben und Tragen von schweren Gegenständen und Personen mit der falschen Technik oder das viele Gehen mit dem falschen Schuhwerk häufig zu Problemen.
So verhinderst du körperliche Probleme
Mit dem gewissen Know-how zu den Ursachen von Verspannungen und Schmerzen, kannst du auch als Pflegekraft körperlichen Problemen aktiv vorbeugen und deinen Pflegealltag gesundheitsschonender bewältigen.
Mehr und abwechslungsreiche Bewegung
Eines der am häufigsten auftretenden arbeitsbedingten körperlichen Probleme sind Rückenschmerzen. Dabei klagen nicht nur Menschen mit zu wenig Bewegung häufig über Rückenschmerzen – auch körperlich anstrengende Berufe können bei den Betroffenen Rückenproblemen verursachen. Bei mangelnder und einseitiger Bewegung ist das auch kein Wunder, denn:
Die Wirbelsäule besteht aus Wirbelkörpern mit dazwischenliegenden Bandscheiben, die als eine Art Puffer Stöße abfedern und gleichzeitig Bewegungen in der Wirbelsäule überhaupt erst möglich machen. Die Bandscheiben bestehen aus einem gallertartigen Kern mit einem umgebenden Faserring aus Bindegewebe, was sie beweglich und sehr stabil zugleich macht. Wird Druck auf die Bandscheiben ausgeübt, verlieren sie kurzzeitig etwas von ihrer Flüssigkeit. Bei Entlastung, z. B. im Liegen, saugen die Bandscheiben die Flüssigkeit wie ein Schwamm wieder auf. Durch die Wechseldruckbelastung und das Auspressen und Aufsaugen der Flüssigkeit werden die Bandscheiben mit Nährstoffen versorgt. Der Druckwechsel zwischen Be- und Entlastung ist also eine der Grundvoraussetzungen für den Stoffwechsel der Bandscheiben.
Bei zu wenig und zu einseitiger Bewegung kann es zu einem Bandscheibenvorfall und starken Schmerzen oder Ausfallerscheinungen kommen, im schlimmsten Fall stirbt sogar Nervengewebe ab.
Um solche Probleme zu verhindern, solltest du dein Training und deinen Arbeitsalltag so abwechslungsreich wie möglich gestalten und versuchen, aus deinen gewöhnlichen Bewegungsmustern auszubrechen. Führe dafür möglichst viele unterschiedliche Bewegungsformen durch. So versorgst du durch die Wechseldruckbelastung deine Bandscheiben ausreichend mit Nährstoffen und trainierst gleichzeitig deine Muskulatur in all ihren Funktionen. Tipp
Schutz durch eine starke Muskulatur
Die häufige Folge von mangelnder und einseitiger Bewegung ist eine schwache Muskulatur. Denn: Was der Körper nicht braucht, baut er ab. Wird die Muskulatur zu wenig beansprucht, baut sie sich ab und ist nicht mehr in der Lage, passive Strukturen wie die Wirbelsäule oder Gelenke angemessen zu stützen. Die Muskulatur ist dann nicht mehr in der Lage, die Wirbelsäule adäquat aufzurichten und so die Bandscheiben zu entlasten. Der Druck lastet somit primär auf den Bandscheiben, welche dadurch auf lange Sicht kaputt gehen können. Aber auch die Bein- und Schultermuskulatur sind oft abgeschwächt und können ihre Aufgabe nicht erfüllen. Das Resultat ist ein erhöhter Verschleiß der Gelenke, da keine muskuläre Entlastung stattfinden kann oder auf Ausweichbewegungen zurückgegriffen wird, die andere Strukturen schädigen.
Das betrifft besonders Menschen mit körperlich fordernder Tätigkeit, die nicht über eine ausreichend starke Rückenmuskulatur verfügen. Bei zu schwacher Beinmuskulatur wird oft aus dem Rücken gehoben oder du verspannst deine Nackenmuskulatur, weil die Schultermuskulatur nicht genügend Kraft beisteuern kann.
Um den passiven Bewegungsapparat zu entlasten und erhöhten Verschleiß zu verhindern, sollten die wichtigsten Muskelgruppen bereits präventiv mit gezieltem Krafttraining gestärkt werden. Dazu gehören Bauch- und Rückenmuskulatur sowie Schulter- und Beinmuskulatur. Das passende Training unterstützt eine ergonomische aufrechte Haltung und entlastet verletzungsanfällige Strukturen. Tipp
Die richtige Bewegung
Bei körperlich fordernden Berufen, wie dem Pflegeberuf ist es umso wichtiger, darauf zu achten, sich richtig zu bewegen. Das Heben und Tragen von schweren Gegenständen und Patienten, das Ziehen und Schieben von Pflegebetten oder Rollstühlen führt schnell zu Problemen.
Diese Probleme treten häufig bei falschen Bewegungen auf. Auch hier werden Bandscheiben und Gelenke übermäßig belastet, allerdings nicht primär aufgrund schwacher Muskulatur, sondern durch die falsche Technik, wobei diese oft aus zu schwacher Muskulatur resultiert.
Die Bandscheiben werden zum Beispiel beim Heben eines Pflegebedürftigen mit rundem und nicht durch die Muskulatur physiologisch aufgerichtetem Rücken stark einseitig belastet. Das Gewicht kann dann nicht angemessen auf die gesamte Bandscheibenfläche verteilt werden und vergrößert sich durch ungünstige Hebelverhältnisse um ein Vielfaches. Der stark erhöhte Druck lastet somit nur auf einem kleinen Teil der Bandscheibe. Eine zu stark oder falsch belastete Bandscheibe verursacht meist so lange keine Schmerzen, bis sie kaputt ist und dadurch andere Strukturen beeinträchtigt. Auch deshalb ist es so wichtig, bereits präventiv mit ausreichender Bewegung und Krafttraining sowie Rückenschule dafür zu sorgen, dass die Bandscheiben ausreichend versorgt werden, die Rumpfmuskulatur stark genug ist für eine Entlastung der Bandscheiben und die richtige Bewegungsausführung eine physiologische Lastenverteilung sicherstellt. Man spricht hier auch von ergonomischer Bewegung.
Gerade für Pflegekräfte ist sportlicher Ausgleich während und vor bzw. nach der Schicht wichtig. Geh einige Meter und mach Dehn- oder Kräftigungsübungen. Das verhindert Verspannungen und verringert den Druck auf deine Wirbelsäule, die durch die aktivierte Muskulatur in anderen Haltungspositionen entlastet wird. Sportlicher Ausgleich trainiert nicht nur die für die tägliche Arbeit benötigte oder eine im Alltag zu wenig beanspruchte Muskulatur, sondern kann richtig ausgeführt auch Stress reduzieren. Tipp
Ein zusätzlicher Vorteil von Bewegung: Stressabbau
„Laufen, um den Kopf freizukriegen“ – viele Menschen nutzen Sport und Bewegung, um Stress abzubauen. Sportmedizinisch betrachtet hat das durchaus seinen Grund. Du kannst nämlich durch Sport die Vorteile, die eine Stressreaktion mit sich bringt (körperliche Leistungsfähigkeit) nutzen und baust gleichzeitig Stresshormone ab. Dadurch reduzierst du Stresssymptome wie einen hohen Puls, Bluthochdruck oder Muskelverspannungen und senkst dein Risiko für Herzkreislauferkrankungen. Bei körperlicher Betätigung setzt dein Körper außerdem Endorphine frei, die dein Wohlbefinden steigern, Glücksgefühle auslösen und ebenfalls den Abbau von Stresshormonen fördern. Nachweislich erhöht sich auch dein Serotoninspiegel (Serotonin ist auch als „Glückshormon“ bekannt).
Generell wird bei regelmäßiger körperlicher Aktivität die Durchblutung des Gehirns verbessert, was die geistige Leistungsfähigkeit fördert. Studien belegen zudem, dass körperlich aktive Menschen seltener unter Alzheimer oder anderen Demenzformen leiden. Bewegung senkt also das Risiko für demenzielle Erkrankungen.
Schlecht ist Bewegung dann, wenn sie zusätzlichen Stress verursacht. Das kann der Fall sein, wenn du dir übermäßigen Leistungsdruck machst oder dir der Sport keine Freude bereitet. Deshalb solltest du zwar einen Reiz setzen, dieser darf dich aber nicht überfordern. Suche dir deshalb eine Sportart, die dir Spaß macht und keine Höchstleistungen von dir fordert. Nur so tust du dir psychisch und physisch auch etwas Gutes.
Am besten sind Ausdauersportarten mit einer mäßigen Belastung über 30 bis 60 Minuten geeignet, um die stimmungsaufhellenden Botenstoffe freizusetzen. Aber auch Krafttraining kann dir dabei helfen, durch Stress erzeugte Anspannung abzubauen und freigesetzte Energie zu verbrauchen. Sportarten wie Yoga oder Qi-Gong haben zusätzlich eine beruhigende und entschleunigende Wirkung, weil die bewusste und kontrollierte An- und Entspannung der Muskeln sowie die auf den Atem abgestimmten Übungen deinen Körper und Geist entspannen. Durch die Konzentration auf deinen Körper lernst du, deine eigenen Bedürfnisse besser wahrzunehmen. Tipp
Tipps zum belastungsarmen Gehen in der Pflege sowie dem richtigen Ziehen und Schieben von Pflegebetten, Rollstühlen und Essenswägen findest du in unseren Videos.
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